Kirchenaustritte

Kirchen und ihre Einrichtungen systemrelevant für Staat und Kommunen

Die großen christlichen Kirchen haben 2019 massiv an Mitgliedern verloren: insgesamt traten mehr als eine halbe Million Katholiken und Protestanten aus den Glaubensgemeinschaften aus – so viele wie nie zuvor. Das ist ein Alarmzeichen! Das Vertrauen in die Kirchen besteht auf vergleichsweise niedrigem Niveau. Die evangelischen Kirche liegt nach einer Forsa-Umfrage bei 36 Prozent und die katholische Kirche bei 16 Prozent (s. Anlage). Das ist eine Gefahr für die Sozialstrukturen im Staat und in den Kommunen. Die Kirchen selber, aber auch die von ihnen getragenen Einrichtungen der Caritas und der Diakonie betreiben vielfältige Einrichtungen (zum Beispiel Kindergärten, Schulen, Krankenhäuser, Altersheime, Einrichtungen der Gefährdetenhilfe, Jugendheime, Kleiderstuben usw.). Auch diese Aufgaben würden infrage gestellt, wenn sich die Kirchenaustritte so weiter entwickeln.

Das ist auch eine Gefahr für die Wirtschaft! Ein guter Wirtschaftsstandort ist davon abhängig, dass die Sozialstrukturen stimmen, die Menschen zusammenhalten und man im Konsens friedlich miteinander lebt. Die Kirchen haben hier besondere Bedeutung durch ihr Gebot der Nächstenliebe und der Toleranz.

Die Kirchen sind gefordert, Gegenstrategien zu entwickeln. Dazu gehören neue Kommunikationskonzepte, auch in den sozialen Medien, und ein anderer Umgang mit den Kirchensteuerzahlenden. Etwa der Hinweis an jeden Einzelnen mit einem Dankeschön für die Kirchensteuer und was im zurückliegenden Jahr mit diesen Geldern bewirkt werden konnte.

Förderlich für den Wirtschaftsstandort wäre auch die Anregung des EKD Vorsitzenden Bedford-Strom, Start-up-Unternehmern und Berufsanfängern die Kirchenersteuer zu erlassen. Für diese Berufsgruppe sollte der steuerliche Grundfreibetrag aus Sicht der Wirtschaft zumindest auf 20.000 Euro erhöht werden. In gleicher Weise sollte auf das bei der evangelischen Kirche in Nordrhein-Westfalen erhobene Kirchgeld verzichtet werden. Dieses wird erhoben, wenn ein Ehepartner aus der Kirche ausgetreten ist und trotzdem an diese je nach Einkommen bis zu 3.500 Euro zu zahlen hat.

Auch neue Gottesdienstformen, die vor allem junge Menschen ansprechen, sollten erprobt werden. Kirchenmitgliedschaft ist schon lange kein Selbstläufer mehr. Das müssen die Kirchen stärken in den Blick nehmen und ihr Kerngeschäft „Die Seelsorge für die Menschen“ in den Vordergrund stellen.

In der Öffentlichkeit ist auch viel zu wenig bekannt, dass zum Beispiel Caritas und Diakonie von den Kirchen getragen werden und einen wesentlichen Baustein unseres Sozialstaates darstellen. Kirche und diese Einrichtungen sind praktisch zwei Seiten der gleichen Medaille. Gerade in einer Gesellschaft, wo Hass, Zwietracht und Extremismus zunehmen, kann die Kirche eine Schlüsselposition einnehmen. Es bleibt auch zu prüfen, ob das bisherige Verfahren der Kirchenaustritte nicht jedenfalls teilweise über die Kirchen selbst organisiert werden sollte. Bisher erfährt die Kirche von einem Austritt erst dann, wenn er bereits vollzogen ist. Nur wer Vertrauen gewinnt, dafür wirbt und stets auf seine Mitglieder zugeht, wird am Ende erfolgreich sein.

Foto: © Eigens - stock.adobe.com

Weitere Informationen:


Video-Statement: Kirchen und ihre Einrichtungen systemrelevant für Staat und Kommunen

 


Infografik zum Vertrauen in Institutionen (inkl. Kirchen):


Foto:    © Eigens - stock.adobe.com

Grafik: © DStGB

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