Klimafreundliche Mobilität

Elektromobilität im Landkreis Barnim

Steckbrief:

Name der Kommune: Landkreis Barnim

Einwohnerzahl und Lage: Ende November 2020 lag die Bevölkerungszahl des Landkreises bei über 187.000 Personen (Seit 1990 mit einer Bevölkerung von ca. 149.000 ist die Einwohnerzahl kontinuierlich gestiegen.)

Der Landkreis Barnim grenzt nordöstlich an Berlin an und liegt in Brandenburg. Die nordöstlichen Teilgebiete des Landkreises grenzen an Polen. Der Landkreis Barnim gehört gemäß der bestehenden landesplanerischen Zuordnung in Teilen sowohl dem Berliner Umland, wie auch dem weiteren Metropolenraum an.

Projekt: Elektromobilität im Landkreis Barnim

Stand der Umsetzung: Mit der Aufnahme des Obus-Betriebes im November 1940 in der Kreisstadt Eberswalde begann das Elektrozeitalter im Barnim, entwickelte sich dann allerdings für viele Jahrzehnte nicht weiter. Mit dem Beginn der Umsetzung der Null-Emissionsstrategie des Landkreises in 2008 und der Gründung der Kreiswerke Barnim im Jahr 2016 sind nunmehr mehrere Initiativen zur Förderung der Elektromobilität im Landkreis hinzugekommen.

Ansprechpartner:

Dr. Wilhelm Benfer, Kreisverwaltung Barnim, Amt für nachhaltige Entwicklung, Kataster und Vermessung, Amt Markt 1, 16225 Eberswalde, Tel.: 03334 214-1848, Mail: wilhelm.benfer@kvbarnim.de

Hr. Christian Mehnert, Kreiswerke Barnim GmbH, Geschäftsführer, Ostender Höhe, 16225 Eberswalde, Tel.: 03334 5262030, Mail: info@kreiswerke-barnim.de

Website: www.kreiswerke-barnim.de und www.barnim.de

Elektromobilität im Landkreis Barnim kann auf eine inzwischen über 80-jährige Geschichte zurück schauen. Im Jahr 1940 nahm in der heutigen Kreisstadt Eberswalde der Oberleitungsbus seinen seither ununterbrochenen Betrieb auf. Auf der Grundlage der vom Kreistag in 2008 beschlossenen Null-Emissionsstrategie und der Gründung der Kreiswerke Barnim als Umsetzungsinstitution außerhalb der Kreisverwaltung im Jahr 2016 sind einige Initiativen zur Förderung der Elektromobilität im Landkreis hinzugekommen, von denen zwei hier vorgestellt werden sollen.

Elektrifizierung des ÖPNV

Schon vor dem Inkrafttreten der Clean Vehicles Directive der Europäischen Union und der immer noch nicht abgeschlossenen Umsetzung in nationales Recht wurde von den Kreiswerken ein Gesamtprojekt konzipiert, das mit finanzieller Hilfe von Bund (Innovationsprogramm Wasser- und Brennstoffzellentechnologie) und Land demnächst in die Umsetzung gehen wird.

Ein Teilprojekt betrifft den vollständigen Ersatz der derzeit im Einsatz befindlichen Züge mit Dieseltraktion durch brennstoffzellen-getriebene Züge auf einer Regionalbahnstrecke, die größtenteils im Landkreis Barnim verläuft und ihn mit Berlin verbindet. Die Strecke wird von der Niederbarnimer Eisenbahn AG, an der der Landkreis Barnim Anteile hält, betrieben. Das Investitionsvolumen für dieses Teilprojekt beträgt ca. 35 Mio €.

Parallel zu diesem Teilprojekt laufen auch die Vorbereitungen für die Beschaffung der für den zukünftig für den Stadtlinienverkehr der stark wachsenden Stadt Bernau bei Berlin im Berliner Umland zusätzlich benötigten Linienbusse als Fahrzeuge mit Brennstoffzellenantrieb. Der Investitionsbedarf hierfür beträgt ca. 4,5 Mio €, der zum großen Teil aus Mitteln des Landkreises finanziert werden wird. Ähnlich wie beim SPNV wird der Einsatz der Brennstoffzellentechnologie im übrigen ÖPNV auch zu höheren Produktionskosten für die jeweiligen Beförderungsleistungen führen, die von den Trägern des Nahverkehrs zu tragen sein werden.

Zusätzlich zu diesen beiden nahverkehrsorientierten Teilprojekten wird es in einem weiteren Teilprojekt schließlich darum gehen, einen Teil der Flotte von Abfallsammelfahrzeugen des kreiseigenen Entsorgungsbetriebs durch brennstoffzellen-getriebene Fahrzeuge zu ersetzen.

Der Anspruch dieses Gesamtprojektes geht dahin, für die genannten Verwendungszwecke ausschließlich grünen Wasserstoff zum Einsatz zu bringen, der in der Region produziert wird. Die dafür benötigte Strommenge kann ohne weiteres durch die Vielzahl der in der Region bereits bestehenden Windenergieanlagen geliefert werden.

BARshare

BARshare steht als Name für das jüngste der verkehrspolitisch orientierten Projekte der Kreiswerke Barnim und verfolgt das Ziel, insbesondere den in den ländlich strukturierten Teilgebieten des Landkreises wohnenden Bürgerinnen und Bürgern ein zusätzliches Mobilitätsangebot zu machen. Ländliche Räume zeichnen sich üblicherweise durch ein unterdurchschnittliches Angebot an Beförderungsleistungen im übrigen ÖPNV aus, das zudem oftmals in den Abendstunden und an Wochenenden vergleichsweise deutlich reduziert ist. Für genau diese Zeiträume ist regelhaft die Nutzung von Dienstwagen öffentlicher Verwaltungen besonders schwach.

Das hierfür entwickelte Betriebsmodell sieht einen Sharingdienst für Dienstfahrzeuge der Kreisverwaltung vor, das stationsbasiert Bürgerinnen und Bürgern die Nutzung dieser Fahrzeuge zu Zeiten ihrer Nichtinanspruchnahme durch die Verwaltung ermöglicht. Die Kreisverwaltung hat als Hauptnutzer während ihrer üblichen Dienstzeiten das Vorgriffsrecht auf die Fahrzeuge, während sie außerhalb der Dienstzeiten für registrierte Mitnutzer bereit stehen, die ihre Reservierungen bequem per eigens dafür entwickelter App vornehmen können. Als Fahrzeuge kommen ausschließlich E-Autos zum Einsatz.

Im Jahr 2019 wurde das BARshare Angebot der Öffentlichkeit an den beiden Standorten der Kreisverwaltung Barnim in den Städten Eberswalde und Bernau bei Berlin zur Verfügung gestellt. Seit dem Start von BARshare hat es bereits aufgrund der sehr positiven Resonanz in der Bevölkerung diverse Erweiterungen dieses Sharing-Dienstes gegeben, einschließlich der Bereitstellung von Lastenfahrrädern. Unabhängig davon, ob es sich inzwischen um andere kommunale Verwaltungen, öffentliche Einrichtungen wie die Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde, Bildungsträger oder Bürgervereine handelt, die als Hauptnutzer dem BARshare Dienst beigetreten sind, wurden seither von den Kreiswerken stets ausschließlich E-Autos (im März 2021 bereits über 40 Fahrzeuge) für diesen Dienst beschafft.

Zu den Betreiberaufgaben der Kreiswerke gehört es auch, an der stetig wachsenden Zahl von BARshare Standorten auch für entsprechende Lademöglichkeiten zu sorgen. Auch mit Hilfe öffentlicher Fördergelder (insgesamt ca. 163.000 €) wurden inzwischen 45 Ladepunkte errichtet. Ziel der Kreiswerke ist es, eine öffentliche Ladeinfrastruktur mit einem Stationsabstand von jeweils 10 bis 15 Kilometern im gesamten Landkreis aufzubauen. Im Sinne der regionalen Wertschöpfung wurde mit einem regionalen Energieversorger vertraglich geregelt, dass alle Fahrzeuge der BARshare Flotte mit 100 % Ökostrom fahren.

Fazit

Die beschriebenen Projekte zeigen, dass es sehr wohl für eine Kommune möglich ist, spürbare Beiträge zur Elektromobilität zu leisten. Wichtige Voraussetzungen hierfür sind allerdings eine klare, von einer breiten politischen Mehrheit über einen längeren Zeitraum getragene Bereitschaft, entsprechend aktiv zu werden, und die Schaffung einer effektiv arbeitenden, institutionellen Umsetzungsstruktur. Angesichts der in der Regel fehlenden Möglichkeiten zur direkten Steuerung des Mobilitätsverhaltens der Bevölkerung zeigt das Beispiel des Landkreises Barnim jedoch, was bereits alles mit Blick auf eigene Fahrzeuge der Kommunen und ihrer Gesellschaften zur Förderung der Elektromobilität möglich sein kann.

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