Weltfahrradtag

Fahrraddiebstahl darf nicht zum Stolperstein bei der Verkehrswende werden

Radfahren ist nicht nur gesund, sondern es entlastet auch Umwelt und Klima. Deshalb sind viele Kommunen dabei, die Fahrradinfrastruktur zu verbessern: sie entwickeln sichere Radnetze durch modernisierte und neue Infrastruktur in den Städten und auch auf dem Land.

Ein Stolperstein bei dieser Verkehrswende können jedoch Fahrraddiebstähle sein. Im Jahr 2021 wurden bundesweit allein rund 125.000 versicherte Fahrräder gestohlen. Die Schadenssumme lag bei 110 Mio. Euro. Es bestätigt sich der Trend, dass es insbesondere teure Fahrräder sind, die gestohlen werden. Mit 860 Euro erreichte die durchschnittliche Entschädigung der Versicherer 2021 nach Angaben des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft einen Höchststand. Dabei gilt es auch zu bedenken, dass ein Großteil der Fahrraddiebstähle gar nicht angezeigt werden, da es für den Betroffenen keinen Vorteil hat, wenn er nicht versichert ist.

Fahrradfreundliche Städte und Gemeinden müssen also dafür sorgen, dass man nicht nur mit dem Fahrrad fahren kann, sondern auch die diebstahlsichere Abstellung ermöglicht wird. Eine gute Lösung bieten spezielle Fahrradparkhäuser, wie man sie im Fahrradland Niederlande schon seit vielen Jahren kennt. Sichere Abstellanlagen (Fietsenstalling) findet man dort an zahlreichen Bahnhöfen. Die Stationen verfügen oft über mehr als 1.000 Stellplätze, von denen allerdings nicht alle bewacht sind. Daran müssen wir auch in Deutschland dringend arbeiten, sonst wird der Fahrraddiebstahl zum Stolperstein bei der Verkehrswende. Sichere Abstellanlagen sind auch Fahrradboxen für hochwertige Fahrräder, wie sie zum Beispiel Mönchengladbach und Hagen an den Bahnhöfen eingerichtet haben.

Die jüngsten Beschlüsse im Bundeshaushalt, auch zu mehr Mitteln für Fahrradparkhäuser und die neu eingerichtete Informationsstelle und Anlaufstelle für Kommunen zum Fahrradparken gehen hier in die richtige Richtung. Denn der Nachholbedarf ist mit geschätzten 1,5 Mio. benötigten Abstellmöglichkeiten gerade an Bahnhöfen immens.

Die Kommunen sollten zudem mutiger werden: Warum soll es nicht möglich sein, zum Beispiel an Wochenenden, an denen viele Freizeitradler unterwegs sind, auch Pop-up-Fahrradstationen einzurichten, wo man das Fahrrad für ein gewisses Entgelt sicher abstellen kann?

Auch das wichtige Thema Videoüberwachung sollte geschärft und ohne Scheuklappen betrachtet werden. Eine Videoüberwachung an zentralen Fahrradabstellplätzen hat eine abschreckende Wirkung und kann zum Anreiz werden, sein teures E-Bike für die letzte Meile zu nutzen. Häufig scheitert eine solche Videoüberwachung an den rechtlichen Voraussetzungen der Länder. Wir sollten auch ernsthaft diskutieren, ob nicht die Möglichkeit eröffnet werden muss, in bisher überwiegend für Autos reservierte Tiefgaragen, ganze Etagen für Fahrräder vorzusehen. Soweit die Garagenordnungen der Länder zum Beispiel aus Brandschutzgründen dies verbieten, muss eine Änderung in den Blick genommen werden.

Last but not least werden zukünftig auch Lastenfahrräder zur Herausforderung für unsere Innenstädte werden. Sie beanspruchen einen erheblichen Parkraum, der mit Kleinwagen durchaus vergleichbar ist. Auch hier brauchen wir vor Ort angemessene Lösungen. Gesonderte Lastenrad-Abstellplätze werden in einigen Städten bereits angeboten. Doch die Flächenkonkurrenz in unseren Innenstädten ist bereits heute enorm. Während wir jetzt die Diskussion haben, dass der Verkehrsraum zulasten der Autos reduziert werden muss, müssen wir vermeiden, dass es die gleiche Diskussion demnächst für Fahrräder gibt.

Wer die Verkehrswende vorantreiben will, darf jedoch nicht einseitig einen ideologischen Kampf gegen das Auto führen. Alternativen wie das Fahrrad sollte man nicht nur propagieren, sondern muss auch die Rahmenbedingungen dafür aktiv gestalten. Hierzu braucht es Engagement vor Ort in den Kommunen und die notwendige und langfristige Unterstützung von Bund und Ländern. Wichtig ist bei aller Radverkehrsförderung, alle Bürgerinnen und Bürger und den demografischen Wandel im Blick zu behalten. Viele ältere Menschen werden gerade in der kalten Jahreszeit auch weiterhin auf ihr Auto angewiesen sein.

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