Zukunft der Freiwilligen Feuerwehr im Radio diskutiert

Im Vorspann stimmte Moderator Jürgen Wiebicke die Runde auf sich abzeichnende negative Entwicklungen ein: „Seit einiger Zeit macht sich die Freiwillige Feuerwehr Sorgen um ihre Zukunft. Es gibt zwar auch heute noch etwa 1 Mio. Mitglieder in Deutschland, aber das Engagement bröckelt beständig. In den vergangenen 10 Jahren sind schon etwa 600 Standorte geschlossen worden. Wer löscht wenn´s brennt lautet der Titel der Sendung „Länderzeit“ auf DRadio. Was müssen die freiwilligen Feuerwehren tun um tatsächlich ein attraktives Feld für ehrenamtliches Engagement zu sein? Was ist von der Idee zu halten, Bürger Zwangs-zu-verpflichten zu solchen Diensten und überhaupt die Frage, passt die Kultur? Passt die ganze Tradition dieser altehrwürdigen Einrichtung überhaupt noch ins 21. Jahrhundert?“

Zu dem Ausgangspunkt, dass es durchaus bedenkliche Entwicklungen gibt, führte der stellvertretende DFV-Präsident Hartmut Ziebs aus, dass das dichte Netz an ehrenamtlichen Feuerwehren, insbesondere in den neuen Ländern, zu bröckeln droht. Brandschutz in der Fläche sei nicht mehr überall gesichert. Der Anspruch, in 8 bis 10 Minuten am Einsatzort zu sein, könne nicht mehr überall aufrechterhalten werden – vereinzelt dauere es bereits bis zu 20 Minuten, um am Einsatzort zu sein. Dieses strukturelle Problem müsse angegangen werden. Durch den demografischen Wandel werde sich die Situation noch verschärfen. Es gehe nun darum, die Personalgewinnung auf eine breite Basis zu stellen und bereits im Kindesalter Interesse an der Freiwilligen Feuerwehr zu wecken,

Die Bemühungen der Feuerwehren um die Gewinnung von mehr Frauen und Personen mit Migrationshintergrund wurden in der Runde positiv gewürdigt. Frau Aysel Oezdemir veranschaulichte diese Entwicklung: Sie kam mit 14 Jahren zur Jugendfeuerwehr und übernahm mit 18 Jahren erste leitende Funktionen in der Freiwilligen Feuerwehr. Unter Jugendlichen sei der Migrationshintergrund bei Gleichaltrigen praktisch kein Problem, die durch ältere Feuerwehrkräfte geprägte Organisation müsse allerdings an gewissen Punkten ( - auch Alternativen zum Schweinefleisch bei geselligen Runden! -) etwas Flexibilität zeigen, wozu ein Leitfaden des Deutschen Feuerwehrverbandes eine Hilfestellung gebe. Zudem bedürfe es mehr Aufklärung in der Bevölkerung mit Migrationshintergrund, der die Struktur der Freiwilligen Feuerwehr in Deutschland oft unbekannt sei.

DStGB Vertreter Ulrich Mohn begrüßte den Weg, den der Deutsche Feuerwehrverband mit der Integration der Frauen in die Feuerwehr gegangen ist und nun mit der Initiative zur interkulturellen Öffnung gehe. Das sei der richtige Weg, um die Organisation flexibler zu gestalten und so für die Herausforderungen der Zukunft fit zu machen.

Ein weiterer richtiger Schritt sei es, an die Arbeitgeber öffentlich zu appellieren, ihre Mitarbeiter hoch wertzuschätzen, die sich bei der Freiwilligen Feuerwehr engagieren: Unternehmen, die Mitarbeiter der Freiwilligen Feuerwehr beschäftigen, erhalten Mitarbeiter mit hohen sozialen Kompetenzen sowie Teamfähigkeit und Verantwortung. Das dies ein großer Gewinn für das eigene Unternehmen ist, habe auch Arbeitgeberpräsident Hundt zusammen mit DFV-Präsident Kröger zu Recht vor aller Öffentlichkeit deutlich gemacht.

Weitere Schritte müssten wohl diskutiert werden, wenn die Bundesregierung ihre angekündigte Demographiestrategie vorlege, womit für die nächste Zeit gerechnet werde. Hierin werde es bezüglich verschiedener Bereiche der Bereitstellung von öffentlicher Infrastruktur sicher auch um das noch vermehrt notwendige Zusammenarbeiten über die Ortsgrenzen hinweg gehen. Hierüber Einvernehmen zu erzielen sei zwar nicht immer leicht, es werde aber schon vielfach erfolgreich praktiziert.

Als die Diskussion auf Belohnungsinstrumente wie die „Feuerwehrrente“ gelenkt wurde, betonten Hartmut Ziebs (DFV) und Ulrich Mohn (DStGB), dass im Vordergrund bei der Motivation zur Mitarbeit bei der Freiwilligen Feuerwehr nicht der Wunsch nach finanziellen Vorteilen stehe. Der DStGB sieht die Motivation vor allem in dem hohen Ansehen, den die Feuerwehrmitarbeit in der Bevölkerung vermittelt, wie Umfragen immer wieder belegen. Zu dem Stolz, zu dieser höchst geehrten Organisation zu gehören, komme die Freude hinzu, den Umgang mit spannender Technik mit der Geselligkeit im Kreise Gleichgesinnter verbinden zu können. Mehrere Feuerwehrleute, die in der staatlichen Feuerwehrschule Würzburg hierzu befragt wurden, bestätigten, dass sie sich bewusst zu einem Ehrenamt in der Feuerwehr entschieden hätten, weil sie diese Mitarbeit wichtiger fänden als andere Arbeit und dass sie nicht auf finanzielle Vorteile aus wären.

Angesprochen auf grundlegende Änderungen wie z.B. „Zwangsverpflichtung zur Mitarbeit“ oder „Privatisierung der Feuerwehren“ reagierte der DStGB-Vertreter mit dem Hinweis, dass es keine Veranlassung gebe, ein national und international derart hoch angesehenes Hilfeleistungssystem wie das der deutschen „Freiwilligen Feuerwehr“ grundsätzlich in Frage zu stellen, wenn doch erkennbar sei, dass deren Organisation mit der bereits eingeleiteten flexiblen Anpassung an die Herausforderungen aktueller Entwicklungstrends auf gutem Wege sei.

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