De-Mail - sicher, schnell und bequem?

Nahezu jeder weiß mittlerweile die Vorteile der Korrespondenz via E-Mail gegenüber der bewährten Briefpost zu schätzen. Die Einsparpotentiale hinsichtlich Zeit und Kosten sind bekanntermaßen erheblich. Allerdings ist das vertrauliche und rechtssichere Versenden von Dokumenten über das Netz bisher nicht ohne Weiteres möglich. Weniger als fünf Prozent des gesamten E-Mail-Aufkommens sind heute hinreichend verschlüsselt. Der klassischen E-Mail fehlen somit offenbar notwendige Sicherheitseigenschaften für einen vertraulichen und verbindlichen Versand. Das Senden von wichtigen Daten und Dokumenten wie zum Beispiel Verträgen oder Antragsverfahren wird daher zu einem risikoreichen Unterfangen.

Diesem Sicherheitsmangel soll mit dem Einsatz der neuartigen De-Mail im Zuge eines Pilotprojektes in Friedrichshafen erfolgreich begegnet werden. Von Oktober 2009 bis Ende März 2010 lief die Testphase für De-Mail in Friedrichshafen. Bürger, Behörden und Unternehmen erhielten die Möglichkeit bei einem der derzeit vier Provider (T-Home, T-Systems, GMX sowie web.de) ein De-Mail-Konto einzurichten und den neuen Dienst kostenlos zu nutzen. Unternehmen können somit mit Hilfe der De-Mail Vertragsangebote, Abnahmeerklärungen, Auftragsbestätigungen oder Kostenvoranschläge zügig sowie sicher versenden. Behörden wiederum würden den Dienst beispielweise für den Versand von Antragsverfahren oder Urkunden wie etwa Geburtsbescheinigungen nutzen, stellte Dietrich in seinem Vortrag fest. Ziel sei es, die grundsätzliche technische und organisatorische Machbarkeit und Akzeptanz von De-Mail aufzuzeigen und zu testen. Die bisher verzeichnete Resonanz seitens der Akteure vor Ort sei bislang durchweg positiv, resümierte Dietrich.

Durchgeführt wurde die kostenlose Online-Konferenz mit Hilfe des Kommunikationstools Webex©. Über einen den registrierten Teilnehmern vorab zugesandten Internetlink gelangten sie automatisch auf die Konferenzseite. Nach dem Einloggen mittels Passwort bekamen alle Beteiligten die Möglichkeit, sich bei der parallel zum Powerpoint-ähnlichen Vortrag laufenden Telefonkonferenz einzuklinken und so den Ausführungen Dietrichs zu folgen. Anhand der Präsentationsfolien verdeutlichte er den genauen Anmeldeablauf für ein De-Mail-Konto. Am Anfang stehe ein abgesichertes Anmeldeverfahren mit Erstidentifizierung anhand des Personalausweises. „Der Nachweis der Authentizität des Absenders und des Empfängers ist ein bedeutender Vorteil der De-Mail gegenüber der E-Mail“, erklärte der IT-Experte. Verschlüsselte Transportwege zwischen den Providern würden zudem für einen verbindlichen und jederzeit nachvollziehbaren Versand und Empfang der neuartigen Mail sorgen. Sowohl die Kommunikation der De-Mail-Nutzer mit ihren De-Mail-Providern als auch die Kommunikation der Provider untereinander verlaufe grundsätzlich über gegenseitig authentisierte und verschlüsselte Kommunikationskanäle.

Die Handhabung ist dabei wie bei klassischen E-Mail-Accounts. „Eine einfache Nutzung mit Hilfe von Standardtechnologien, ohne zusätzlich Soft- oder Hardware installieren zu müssen, war in der Planungsphase eines der wichtigsten Anliegen. So kann jeder über einen Web-Browser die De-Mail schnell und einfach nutzen“, betonte Dietrich. Dies sei zudem eine Voraussetzung für die Akzeptanz auch über die Pilotphase hinaus.

Als Weiterentwicklung der klassischen E-Mail soll die De-Mail einen sicheren und rechtsverbindlichen Datentransfer gewährleisten. „Sie soll so einfach, schnell und bequem sein wie eine E-Mail, aber gleichzeitig so zuverlässig, sicher und verbindlich wie Papierpost. Sie wird also möglichst alle Vorteile von elektronischer und papierbasierter Welt miteinander vereinen“, folgerte Dietrich. Unternehmen sowie Behörden könnten somit online preisgünstiger kommunizieren. Zudem seien notwendige Bedingungen wie Vertraulichkeit, Fälschungsschutz sowie Verbindlichkeit gegeben und Risiken von Spam und Phishing könnten vermieden werden. Die De-Mail biete überdies verschiedene Versandarten, die mit einem Brief vergleichbar seien, erklärte Dietrich. So besteht die Möglichkeit eines „De-Mail-Einschreibens“. Hierbei erhält der Nutzer eine qualifiziert elektronisch signierte, das heißt eine vom Provider ‚unterschriebene’ Bestätigung darüber, wann und an wen die Nachricht versendet wurde und wann diese in das Postfach des Empfängers eingegangen ist. „Damit kann der Absender der De-Mail ihren Versand genau rückverfolgen“, so Dietrich.

Damit ein umfassender Markt für den neuartigen Internet-Brief entstehe, sei es von Bedeutung, dass die Technik auf Seiten der Provider interoperabel sei. So könne sich jeder Nutzer bei einem beliebigen Provider anmelden und habe keinerlei Nachteile. „De-Mail liefert damit die Basis für eine flächendeckende und gleichzeitig wettbewerbsfreundliche Infrastruktur“, so Dietrich. Die grundlegenden Anforderungen an Sicherheit, Funktionalität und Interoperabilität werden derzeit seitens des BMI und BSI (Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik) gemeinsam mit der Wirtschaft erarbeitet und in Form von technischen Richtlinien festgeschrieben. Die Eignung der De-Mail-Provider in Bezug auf diese Richtlinien wird in einem gesetzlich geregelten Akkreditierungs- und Zertifizierungsverfahren geprüft. Bevor der neue Dienst allerdings bundesweit genutzt werden könne, müsse zuvor die gesetzliche Grundlage dafür geschaffen werden, so Dietrich. Das De-Mail-Gesetz (ehemals Bürgerportal-Gesetz) konnte in der letzten Legislaturperiode nicht mehr verabschiedet werden. „Die neue Bundesregierung hat die Verabschiedung des Gesetzes aber in ihren Koalitionsvertrag festgeschrieben. Vor diesem Hintergrund ist geplant, dass die De-Mail in der zweiten Jahreshälfte 2010 bundesweit zur Verfügung steht“, prognostizierte Dietrich abschließend.

Um die öffentliche Verwaltung bei der Einführung zu unterstützen, plant das BMI zudem, ein sogenanntes „Kompetenzzentrum De-Mail“ aufzubauen. Das Zentrum soll Behörden von Bund, Ländern sowie Kommunen bei ihrer Anbindung an das System beraten, so beispielweise bei der Identifizierung von Nutzungsmöglichkeiten sowie Planung konkreter Einsatzszenarien. Die Finanzierung des Kompetenzzentrums erfolgt mit Mitteln aus dem IT-Investitionsprogramm des Bundes.

Im Anschluss an den rund 30-minütigen Vortrag erkundigte sich Franz-Reinhard Habbel, Sprecher des DStGB, im Rahmen der Diskussionsrunde, was in den nächsten Monaten nach Beendigung der Pilotierung in Friedrichshafen und bis zur Verabschiedung des notwendigen Gesetzes im Einzelnen geschehe. Zum einen werde nun die Gesetzesvorlage ausgearbeitet, um ein zügiges Verfahren gewährleisten zu können, so Dietrich. Zum anderen würden sich die Provider in den nächsten Monaten gezielt auf den Einsatz der De-Mail vorbereiten, um wiederum nach dem ‚Startschuss’ ohne Komplikationen und Zeitverzögerungen loslegen zu können. Sobald das Gesetz eingeführt sei, seien die ersten Akkreditierungen möglich, beantwortete er eine Frage Karin Engelhardts, Online-Projektmanagerin der Stadt Coburg. Man rechne zwar während der Phase der Gesetzesverabschiedung mit Anmerkungen einzelner Bundesländer, sei aber zuversichtlich, dass die De-Mail Ende des Jahres bundesweit nutzbar sei.

Stefan Schönfelder von der Stadtverwaltung Münster interessierte sich für ein konkretes Anwendungsbeispiel. Ob Behörden die De-Mail für den sicheren Versand von beispielsweise Knöllchen nutzen könnten. Es gebe bisher kein automatisiertes Verfahren, dass die nötige Vernetzung zwischen Verwaltung und De-Mail-Nutzer herstellen würde, sobald sich dieser einen Account zulegt. Damit die Kommunalverwaltung die De-Mail-Adresse für das Versenden von Knöllchen nutzen könne, müsse entweder der Nutzer aktiv die Adresse an die Behörde weiterleiten oder die Verwaltung müsse in einer einfachen Abfrage die De-Mail-Nutzer herausfiltern, antwortete Dietrich.

Katja Schönwand, Projektmanagerin der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Kiel, informierte sich, ob Probleme und Verzögerungen durch einen Anbieterwechsel oder durch „Alltagskatastrophen“ wie einen Computerabsturz beim Abrufen der De-Mail entstehen könnten. Man sei bei dem Abrufen seines De-Mail-Accounts nicht auf seinen eigenen PC angewiesen. Der Zugriff sei von jedem internetfähigen PC möglich. Auf seine Post müsse man also während solcher Phasen nicht warten, versicherte Dietrich.

Wie die Akzeptanz und Beteiligung der Bürger in Friedrichshafen gewesen sei, wollte ein weiterer Teilnehmer wissen. Dietrich berichtete, dass sich in Friedrichshafen etwa 800 Bürger für die Nutzung der De-Mail angemeldet hätten. Das seien zwar lediglich 1,4 Prozent der Bevölkerung, was für eine halbjährige Testphase jedoch durchaus eine positive Bilanz sei.

Ein weiterer Kommunalvertreter verwies auf den Online-Brief der Deutschen Post AG und dessen Zusatzfunktionen in Form von beispielsweise SMS-Benachrichtigungen und wollte wissen, ob solche spezifischen Anwendungen auch für die De-Mail geplant seien. Vorerst wolle man mit der De-Mail Grundfunktionalitäten einrichten, erklärte Dietrich. Dass sich die Provider jedoch durch die Einführung von zusätzlichen Funktionen mit der Zeit voneinander abgrenzen würden, sei mit Hinblick auf die Erfahrungen in Friedrichshafen jedoch in jedem Fall zu erwarten.

Das Konzept lasse sich überdies sehr gut auf andere Länder übertragen, beantwortete Dietrich die Frage nach der Möglichkeit der Internationalisierung des Projektes. Da De-Mail auf Technologien basiere, die bereits für E-Mails verwendet würden und daher flächendeckend verfügbaren seien, sei dies ohne Probleme umsetzbar. Der Fokus liege aber vorerst auf der flächendeckenden Einführung der De-Mail in Deutschland.

Weitere Informationen zu den Veranstaltungen des Netzwerkes finden Sie unter www.netzwerk-zukunftsstaedte.de.

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