"Ziel ist die Verbesserung der Leistungen und des Service"

Die Gründungsmitglieder der kommunalen IT-Union: Holger Platz, Beigeordneter der Landeshauptstadt Magedeburg, Dr. Michael Wandersleb, Geschäftsführer der KID Magdeburg GmbH und Franz-Ulrich Keindorff, Bürgermeister der Gemeinde Barleben

DStGB-Online: Herr Dr. Wandersleb, im Dezember 2009 haben Sie gemeinsam mit der Landeshauptstadt Magdeburg sowie der Gemeinde Barleben die Kommunale IT-UNION eG ins Leben gerufen. Können Sie kurz erläutern, welche Vorteile eine interkommunale Kooperation im Bereich IT aus Ihrer Sicht bietet?

Dr. Michael Wandersleb: Die Genossenschaft entwickelt in Zusammenarbeit mit der KID Magdeburg GmbH effiziente IT-Lösungen und stellt diese den Mitgliedern der Genossenschaft und damit den Kommunen zur Nutzung bereit. Durch das Genossenschaftsmodell haben die Mitglieder Zugriff auf effektive und effiziente IT-Dienstleistungen. Durch die Mitnutzung größerer Strukturen beim Betrieb von IT lässt sich eine größere Effizienz erreichen und damit Haushaltsmittel einsparen. Änderungen der gesetzlichen Rahmenbedingungen können zeitnah und in der Zusammenarbeit mit anderen Kommunen umgesetzt werden. Die zunehmende Komplexität beim Einsatz von IT und die steigenden Anforderungen an Datenschutz und Datensicherheit werden durch fachkundiges Personal bewältigt. Die Kommune kann ihr eigentliches Ziel, Steigerung der Attraktivität als interessanter Wohn- und Unternehmensstandort im Wettbewerb der Regionen besser erreichen.

DStGB-Online: Wie ist es zu diesem interkommunalen Zusammenschluss gekommen?

Wandersleb: Die Erwartungen an die Kommunen bezüglich ihrer Dienstleistungen für Bürger und Wirtschaft steigen. Insbesondere steigen die Anforderungen und Erwartungen an transparente Verwaltungsstrukturen. Der Wettbewerb der Regionen um Bürger und Wirtschaft nimmt zu. Zugleich gewinnen die demografische Entwicklung und die kommunale Finanzsituation als begrenzende Faktoren der kommunalen Arbeit an Gewicht. Der Einsatz von Informationstechnologie ist ein zentrales Instrument, um den Herausforderungen gewachsen zu sein. Zugleich wird IT als eigene Qualität der kommunalen Leistungserbringung gerade von jüngeren Bürgern und Unternehmen nachgefragt.

Die Struktur der Kommunalen IT-Union

DStGB-Online: Auf wessen Initiative hin wurde die Genossenschaft gegründet?

Wandersleb: Die drei Gründungsmitglieder, die Landeshauptstadt Magdeburg, die Gemeinde Barleben und die KID Magdeburg GmbH, haben die Notwendigkeit gesehen, eine Gründungsform zu finden, die eine interkommunale Zusammenarbeit ermöglicht. Die Idee sich für das Genossenschaftsmodell zu entscheiden ist mir auf einer Veranstaltung des Innovators Club gekommen. Diese Konstellation des Zusammenschlusses ist einmalig in Deutschland.

DStGB-Online: Welche Idee steckt hinter dieser Genossenschaft?

Wandersleb: Ziel ist die Verbesserung der IT-Leistungen und des dazugehörigen Services, die im Verbund erfolgt, und somit eine Minderung der Kosten für jedes Genossenschaftsmitglied erzielt.

DStGB-Online: Welche konkreten Ziele verfolgen Sie mit der Kommunalen IT-UNION?

Wandersleb: Um Erfolg zu haben, braucht die Kommunale IT-UNION „Schwungmasse“, will heißen, schnell eine größere Mitgliederzahl. Nur dann wird die Genossenschaft in enger Abstimmung mit den kommunalen Spitzenverbänden des Landes zur Meinungsbildung beitragen. Eine größere Mitgliederzahl fördert die Effizienz- und Qualitätsziele der Mitgliederkommunen.

DStGB-Online: Woran lassen sich die Potenziale zur Steigerung der Dienstleistungsqualität in den Kommunen bei gleichzeitiger Senkung von Verwaltungskosten festmachen?

Wandersleb: Die Tatsache, dass in Deutschland in mehr als 10.000 Kommunen immer wieder die gleichen Verwaltungsdienstleistungen erbracht
werden, aber auch immer wieder die gleichen Haushaltskonsolidierungsprobleme existieren,
tritt überdeutlich hervor. IT ist bei der Realisierung medienbruchfreier, effizienter und damit bürgernaher Behördenprozesse von großer und rasant wachsender Bedeutung. Vielfach wird der Einsatz von Informationstechnologien schon jetzt von politischer Ebene gesetzlich vorgeschrieben. Ein Beispiel dafür ist die Umsetzung der EU-Dienstleistungsrichtlinie zum 28. Dezember 2010. Die Zusammenarbeit auf informations- und kommunikationstechnologischer Ebene birgt erhebliches Potenzial zur Steigerung der Dienstleistungsqualität in den Kommunen bei gleichzeitiger Senkung von Verwaltungskosten.

Dr. Michael Wandersleb, Vorstandsvorsitzender der Kommunalen IT-Union

DStGB-Online: Welche Vorteile ergeben sich aus der Bündelung von Einkaufskapazitäten?

Wandersleb: Durch die Bündelung entsteht eine bessere Ausgangssituation bei der Preisgestaltung, ein Zuwachs an Know-how bei der Beschaffung von Waren und Dienstleistungen sowie die Möglichkeit in Zusammenarbeit mit anderen Kommunen gemeinsam Antworten auf Herausforderungen zu finden, was sich für jeden Einzelnen schwieriger gestalten würde.

DStGB-Online: Und welche Vorteile bietet diese Zusammenarbeit den Bürgerinnen und Bürgern?

Wandersleb: Die Kernkompetenz einer Kommune besteht im Wesentlichen darin, für den Bürger gute Bedingungen zum Wohnen und Arbeiten zu schaffen. Dazu bedarf es einer Vielzahl von Softwaresystemen (Fachverfahren), deren Komplexität und Anzahl ständig steigt. So erwarten und benötigen die Bürger entsprechend der technologischen und gesellschaftlichen Veränderungen mehr Flexibilität und neue Kommunikationswege zu ihrer Verwaltung und die zu verwaltenden Datenmengen steigen an. Die Gesetze und Vorschriften passen sich ebenfalls an die Möglichkeiten der Technologie an, die Umsetzung dieser benötigt jedoch auch entsprechende Ressourcen.

DStGB-Online:> Welches ist aus Ihrer Sicht das interessanteste Projekt, das Sie im Rahmen der Kommunalen IT-UNION eG in Zukunft anstreben? Können Sie dieses im Einzelnen seiner Zielsetzung und seinem Zweck nach kurz erläutern?

Wandersleb: Die kommunale Landschaft ist in Sachsen-Anhalt sehr zerklüftet. Die Kommunale IT-UNION versucht mit ihren Mitgliedern eine vorsichtige Annäherung in Richtung Vereinheitlichung kommunaler Prozesse zu schaffen. Durch Nutzung der vorhandenen Ressourcen und das Know-how der Genossenschaft können perspektivisch die kommunalen Kernverfahren in kleinen Schritten konsolidiert und vereinheitlicht werden. Zu einem späteren Zeitpunkt ist die gesamte Betriebsführung für alle Genossenschaftsmitglieder an einem zentralen Standort denkbar.

DStGB-Online: Können Sie noch kurz darstellen, an welchen eGovernment-Projekten in Magdeburg
zur Zeit gearbeitet wird?

Wandersleb: Die KID Magdeburg GmbH als Betriebsgesellschaft in der Kommunalen IT-UNION betreut als größten Kunden seit mehr als 11 Jahren die Landeshauptstadt Magdeburg. Bezogen auf Magdeburg wird der umfangreiche und viele Aktionen bietende Webauftritt weiter ausgebaut. Zu dem schon seit vielen Jahren verfügbaren Stadtplan können nunmehr, da eine neue technische und nur noch auf Javascript basierende Plattform verwendet wird, weitere Fachkarten hinzugefügt werden. Der Flächennutzungsplan ist bereits im Netz verfügbar. Als nächste Schritte sind die Übersicht über die Bebauungspläne und das Denkmalverzeichnis geplant.
EGovernment im weiteren Sinn umfasst aber auch die umfänglich Unterstützung interner Prozesse durch IT. Hier liegt der Schwerpunkt in der Bereitstellung von digitalen Akten für weitere Fachbereiche und Ämter der Landeshauptstadt Magdeburg. Die Einführung der digitalen Akten für wesentliche Bereiche im Sozialamt steht kurz vor der Fertigstellung. Insgesamt 80 Arbeitsplätze können nun auf den Aktenbestand über das Stadtnetz zugreifen. So wird es damit u.a. möglich, in den im Stadtgebiet verteilten Sozialzentren sach- und fallbezogene Beratungen durchzuführen.
Auch im Bereich des Jugendamtes wird ganz intensiv an Lösungen zur Unterstützung der vielfältigen Verwaltungsprozesse durch entsprechende IT Systeme gearbeitet. Schwerpunkt bilden dabei die Prozesse rund um die Erfüllung des Rechtsanspruchs auf Kita-Plätze und die damit verbundenen Abrechnungsvorgänge.

DStGB-Online: Herr Dr. Wandersleb, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

(Das Interview führten Alexander Handschuh und Sandra Strang, DStGB Online-Redaktion)

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